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Spätestens seit dem „Fall Lisa“ im Jahr 2017 ist vielen Expert*innen bewusst geworden: Die Einflussnahme des Kremls auf die russischsprachige Diaspora macht auch vor den deutschen Grenzen keinen Halt. Ähnlich wie in den post-sowjetischen Staaten nährt Russland auch im Westen – durch Medien oder Förderung bestimmter Strukturen und Personen - Vorurteile, säht Verschwörungstheorien, verzerrt die Geschichtsschreibung und macht Stimmung gegen die westlichen Demokratien. Dabei geht im öffentlichen Diskurs oft unter, dass sich die türkische Regierung ähnlicher Mittel bedient. Auch sie erhebt Anspruch auf "ihre" Diaspora und instrumentalisiert diese in Deutschland. Sie rechtfertigt die Zurückdrängung der Demokratie vor Ort und mobilisiert Wähler für die AKP, die zunehmend autoritärer das Land regiert. Worin liegen die Unterschiede zwischen den russischen und türkischen Einflussversuchen? Gibt es Parallelen oder kann man diese zwei Fälle aufgrund der Unterschiede gar nicht miteinander vergleichen? Welche Instrumente werden für die Einflussnahme genutzt und zu welchem Zweck? Diese und viele weitere Fragen möchten wir mit zwei ausgewiesenen Expertinnen diskutieren. Zu Gast im Quorum-Chat waren: Dr. Sinem Adar, wissenschaftliche Mitarbeiterin der SWP (Stiftung Wissenschaft und Politik) und Dr. Anna Litvinenko (FU).
Teilnehmer*innen:
Sinem Adar, wissenschaftliche Mitarbeiterin der SWP, forscht zur türkischen Diaspora-und Flüchtlingspolitik und der derzeitigen innenpolitischen Situation in der Türkei. Adar studierte und promovierte in den USA in Soziologie und arbeitete u. A. an der Humboldt Universität und der Universität Göttingen.
Anna Litvinenko, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsstelle Digitalisierung und Partizipation am Institut für Publizistik-und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehört die Rolle der sozialen Medien in verschiedenen sozio-politischen Kontexten, Soziale Medien und politische Mobilisierung, Internet governance und politische Kommunikation in (semi-) autoritären Regimen. Litvinenko studierte Journalistik in St. Petersburg und arbeitete als Journalistin für verschiedene russische und deutsche Medien.
Moderator:
Nikolai Klimeniouk, Journalist und Leiter der Initiative Quorum.
Das Gespräch fand am 15. November 2021 in Berlin in den Räumlichkeiten der PANDA platforma statt.