Fokusgruppen­bericht 2022

Nachrichten in Zeiten des Krieges

HINTERGRUND UND ZIELE

Die vorliegende Studie wurde von der Initiative Quorum in Auftrag gegeben. Die Initiative Quorum ist ein Projekt des Europäischen Austauschs gGmbH und arbeitet im Bereich der politischen Bildung und Demokratieförderung. In den Jahren 2019 und 2021 sind eine Reihe qualitativer Studien durchgeführt worden, um herauszufinden, inwieweit sich die Zielgruppe am politischen und gesellschaftlichen Leben in Deutschland sowie an Wahlen beteiligt, welche Werte und Meinungen in ihr vorherrschen und welche Probleme sie als besonders grundlegend und maßgeblich einschätzt. Gegenstand der aktuellen Forschungsrunde ist die Wahrnehmung von Fake News im Kontext der aktuellen weltpolitischen Lage.

Im Einzelnen geht es dabei um folgende Fragen:

  • Wie wird der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine eingeschätzt?
  • Inwieweit haben die Ereignisse seit dem 24. Februar das gesellschaftliche Engagement gefördert?
  • Wie wird die Sanktionspolitik gegenüber Russland wahrgenommen?
  • Wie nimmt die Zielgruppe Fake News wahr und wie reagiert sie darauf?
  • Welche anderen politischen und gesellschaftlichen Themen außer dem Krieg sind für die Zielgruppe derzeit relevant?

METHODIK

Um die oben aufgeführten Fragen zu beantworten, wurden vier Online-Fokusgruppensitzungen durchgeführt. Jede Sitzung dauerte 2 Stunden. Die Gruppen bestanden jeweils aus bis zu 6 Personen. Bei diesem Forschungsprojekt gab es keine Ausschlusskriterien:

  • Die TeilnehmerInnen waren von unterschiedlichem Geschlecht und Alter.
  • Sie leben in verschiedenen Regionen Deutschlands.
  • Bei der Dauer der Emigrationserfahrung ist die Spannbreite sehr groß; sie reicht von 2 bis zu über 20 Jahren.
  • Die Befragten sind aus verschiedenen Teilen Russlands oder der ehemaligen Sowjetunion (Ukraine, Belarus, Kasachstan) eingewandert.
  • Sie sind russischsprachig, aber viele von ihnen sprechen bei der Arbeit und/oder zu Hause auch Deutsch.

Anzumerken ist, dass die Zusammenstellung der Gruppen nicht einfach war: Die Initiative Quorum strebte an, Menschen mit unterschiedlichen Meinungen und Einstellungen einzubeziehen. Zu diesem Zweck sprach sie potenzielle TeilnehmerInnen über verschiedene politisch und sozial aktive Gruppen sowie in öffentlich zugänglichen Foren an. Wie sich zeigte, lehnten jedoch viele Menschen eine Teilnahme an dem Projekt ab. Die mit der Zusammenstellung der Gruppen beauftragten Personen hatten bei den Gesprächen den Eindruck, dass die Menschen ihnen nicht trauten. Unserer Ansicht nach ist diese Situation auf Spannungen und Meinungsverschiedenheiten innerhalb der russischsprachigen Gemeinschaft in Deutschland zurückzuführen. Es empfiehlt sich wohl, diese Zersplitterung und dieses Misstrauen im Rahmen einer eigenen Studie näher zu untersuchen. Diejenigen, die sich zur Teilnahme bereit erklärten, stimmten in ihren politische Ansichten weitgehend überein, sodass es bei den Gruppendiskussionen kein breites Spektrum unterschiedlicher Positionen und Meinungen gab.

KURZE VORBEMERKUNG

Die vorrangige Zielsetzung dieses Projekts war es, zu verstehen, wie die russischsprachige Community in Deutschland Fake News definiert und damit umgeht, insbesondere im Kontext der aktuellen politischen Situation.

Zu Beginn dieses Berichts gehen wir jedoch auf die Wahrnehmungen des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine ein, da dieses Thema übermächtig, emotionsgeladen, kraftraubend und äußerst bestimmend zu sein schien: Die Befragten erwecken den Eindruck als wenn Sie ständig an den Konflikt denken. Er ist im Hintergrund immer gegenwärtig, wirkt sich auf die zivilgesellschaftlichen Aktivitäten aus und bestimmt, welche Themen die Befragten sonst beschäftigen. Nicht zuletzt hat er auch den Konsum von Nachrichten und Informationen geprägt.

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