Fokusgruppen­bericht 2021

Der Post-Ost Blickpunkt

HINTERGRUND

WICHTIGER HINWEIS: Die Fokusgruppen und ihre Analyse wurden vor dem russischen Überfall auf dieUkraine durchgeführt.

Die vorliegende Studie wurde von der Initiative Quorum in Auftrag gegeben. Dieses Programm der gemeinnützigen Europäischer Austausch gGmbH verfolgt das Ziel, die aktive Beteiligung der postsowjetischen russischsprachigen Gemeinschaft am politischen Leben und an den demokratischen Verfahren in Deutschland zu fördern.

Der Ausdruck „postsowjetische russischsprachige Gemeinschaft“ bezieht sich hier auf Personen,
die folgende Merkmale erfüllen:

  • Sie haben ihren ständigen Wohnsitz in Deutschland.
  • Sie betrachten Russisch als ihre Muttersprache (oder jedenfalls als wichtige Sprache
    innerhalb der Familie).
  • Sie sind zumindest bei Kommunalwahlen stimmberechtigt.
  • Sie sind aus den ehemaligen Sowjetrepubliken (Russland, Ukraine, Weißrussland,
    Moldawien, Kasachstan usw.) nach Deutschland emigriert,
  • oder sie sind Kinder dieser Emigranten, die in der deutschen Gesellschaft bzw. mit der
    deutschen Sprache aufgewachsen sind / sozialisiert wurden.

Bisher sieht die Initiative Quorum bei der postsowjetischen russischsprachigen Gemeinschaft vor allem
die folgenden Grundprobleme:

  • Menschen, die als Erwachsene emigriert sind, nehmen Deutschland immer noch aus der Außensicht wahr und sind nicht ausreichend in verschiedene politische Aktivitäten/Prozesse involviert.
  • Junge Menschen, die mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen und hier aufgewachsen sind, haben keine klare Vorstellung von ihrer Identität. Sie scheinen zwischen den Wertvorstellungenihrer Familien und Anschauungen, die von der deutschen Sozialisation geprägt sind, hin- und hergerissen zu sein.

Die Initiative Quorum will den Menschen zum einen helfen, ihre „Punkte der Zugehörigkeit“ zu finden, und andererseits dazu beitragen, dass sie sich aktiv und aufmerksam an den demokratischen Prozessen
in Deutschland und Europa beteiligen.

ZIELE

Um eine Strategie und Vorgehensweisen zur stärkeren Einbeziehung der postsowjetischen russischsprachigen Gemeinschaft erarbeiten zu können, möchte die Initiative Quorum mehr Erkenntnisse über die Zielgruppe gewinnen, insbesondere in diesen Bereichen:

  • Generelles Verständnis von und Beteiligung an den politischen Prozessen in Deutschland:
  • Politische Ansichten, Bekanntheit von Parteien und Politikern, Verständnis des politischen Systems und der Koalition usw.
  • Interesse und Beteiligung an den Bundestagswahlen:
  • Herausbildung von Wahlpräferenzen, Wahrnehmung des Wahlkampfs usw.
  • Akute Fragen und Reizpunkte:
  • Besonders wichtige Anliegen und Themen
  • Repräsentation im Parlament: In welchem Maß fühlen sich die Menschen im Parlament vertreten / besteht Bedarf an Repräsentation?
  • Informationsquellen, die von den Betreffenden genutzt werden

METHODIK

Um die oben aufgeführten Fragen zu beantworten, wurden vier Online-Fokusgruppensitzungen durchgeführt. Jede Sitzung dauerte 90 Minuten. Die Gruppen bestanden jeweils aus bis zu sechs Personen unterschiedlichen Geschlechts und aus verschiedenen Regionen Deutschlands. Die Gruppensitzungen fanden vor und direkt nach der Bundestagswahl und nach der Koalitionsbildung statt. Alle Teilnehmenden mussten die folgenden Kriterien der Zugehörigkeit zur postsowjetischen russischsprachigen Gemeinschaft erfüllen:

  • Es sind Emigranten aus der ehemaligen UdSSR, die im Rahmen der Regelungen für Spätaussiedler (Russlanddeutsche) oder jüdischen Kontingentflüchtlinge (jüdische Auswanderung) nach Deutschland gekommen sind.
  • Sie haben ihren ständigen Wohnsitz in Deutschland bzw. die deutsche Staatsbürgerschaft.
  • Sie sind mindestens auf kommunaler Ebene wahlberechtigt.
  • Sie sprechen Russisch als Primärsprache oder nutzen es zur Kommunikation in der Familie.

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